Anna hat ihre Kinder vergleichsweise spät an die neuen Medien herangeführt. Denn das Erleben der Natur und die gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden hat für sie einen höheren Stellenwert.
1. Wie alt sind deine Kinder? Wie regelt ihr den Umgang mit Handy, Laptop, Fernsehen etc.?
Meine Kinder sind 15, 14 und 8 Jahre alt und damit im besten „Mediennutzungsalter“. Es vergeht quasi kein Tag, an dem das nicht in irgendeiner Form für Diskussionen sorgt. Meist geht es dabei darum, dass die Pflichten wie Schularbeiten erledigen, im Haushalt helfen und Tiere versorgen Vorrang haben, bevor Zeit für Videos oder Computerspiele ist. Einen Fernseher haben wir übrigens nicht, auch kein Netflix und Co. Bei fünf Personen und drei Tieren ist immer so viel los, dass es mich total stressen würde, wenn nebenher irgendein Programm läuft.
Überhaupt haben wir die Kinder vergleichsweise spät an die neuen Medien herangeführt. Bei einem der vielen Krankenhausaufenthalte waren wir mit einem anderen Kleinkind im gleichen Zimmer untergebracht. Dieses Kind war die meiste Zeit mit seinem Tablet beschäftigt und beherrschte die Bedienung für sein Alter außergewöhnlich gut, das werde ich nie vergessen. Wir haben als Eltern oft darüber gesprochen, ob es nicht besser wäre, wenn wir unseren Kindern ebenfalls einen früheren Umgang ermöglichen, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass uns das Erleben der Natur und die gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden wichtiger ist. Das muss einander nicht ausschließen, ich weiß. Alles kommt zu seiner Zeit. Während die Jüngste nach wie vor kein Smartphone oder Tablet besitzt und viel draußen spielt, beherrschen die Großen die Nutzung von Smartphone und Co. ebenso gut wie Gleichaltrige, unsere Bedenken waren aus heutiger Sicht unbegründet.
2. Wie viel Medienzeit ist pro Tag erlaubt? Wie reagierst du, wenn deine Kinder zu viel am Computer/Handy hängen?
Wir haben keine Begrenzung der Medienzeit festgelegt. Das ließe sich nicht umsetzen, denn gehört das Versenden von WhatsApp-Nachrichten dazu, oder nicht? Wie lange ich die Mediennutzung erlaube, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Es ist ein großer Unterschied, ob das Kind gerade eine PowerPoint Präsentation für die Schule vorbereitet oder sich mit einem Video berieselt. Letzteres muss an manchen Tagen ebenfalls erlaubt sein, wir alle wollen hin und wieder einfach nichts tun. Wir haben eine gute Beschränkung durch die Freizeitaktivitäten der Kinder. Jedes meiner Kinder habe ich dabei unterstützt, frühzeitig verschiedene AGs und Vereine ausprobieren, damit sie erfahren, wo ihre individuellen Interessen und Begabungen liegen. Ob nun Musikschule, Sportverein oder Natur-AG, wir haben für jedes Kind etwas gefunden und für die Begleitung durch die Pubertät sind diese Angebote Gold wert, denn für die gefürchtete Null-Bock-Stimmung (in Kombination mit Smartphone) bleibt viel weniger Zeit. Außerdem haben wir uns bewusst für Haustiere entschieden. Neben zwei Katzen wohnt hier ein Weißer Schäferhund, den ich alleine nicht ausreichend auslasten könnte. Es stand von Anfang an fest, dass die Kinder in die Erziehung einbezogen werden und sich mit um die Tiere kümmern. Das funktioniert in der Regel sehr gut, auch wenn die Säuberung des Katzenklos nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen gehört. 😉
3. Bist du selbst ein gutes Vorbild?
Ob ich ein gutes Vorbild bin? Was ist das überhaupt, ein „gutes“ Vorbild? Ich weiß es nicht. Ich schreibe viel über WhatsApp, Telegramm und per Mail. Als Bloggerin bin ich quasi ständig online, schreibe Artikel und poste Beiträge bei Facebook, Instagram und Pinterest. Ich gehöre definitiv zu den Eltern, über die alte Leute mürrisch die Köpfe schütteln, weil ich mit Blick aufs Handy zur Schule meiner Tochter laufe und jede freie Minute nutze, um schnell die Beiträge anderer zu kommentieren.
Sicherlich ist die Beantwortung dieser Frage davon abhängig, wie und wofür man die Medien nutzt. Es wird so vieles möglich dadurch, sodass eine einseitig negative Sicht völlig verkürzt wäre. Als Lehrerin denke ich sofort an die tollen Möglichkeiten, die ein Smartboards im Mathematik- oder Geografieunterricht bietet. Daher halte ich eine vielfältige und dem jeweiligen Kontext angemessene Nutzung für richtig und sinnvoll. Hier habe ich mit Sicherheit noch Lernbedarf, denn so manche technische Anwendung beherrsche ich (noch) nicht.
Über Anna Herrmann
Ich bin 35 Jahre alt und Mutter von drei Kindern. Durch die schwere LRS eins meiner Kinder und den damit verbundenen Herausforderungen wurde mein Leben in eine Richtung gelenkt, die ich niemals erahnt hätte. Ohne die LRS meines Kindes würde ich mich nicht so gut mit Kinderbüchern auskennen, hätte keinen Kinderbuch-Blog und wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich ungeheuer gerne Kinder beim Lernen begleite (ich studiere Grundschullehramt). Auf meinem Blog Kinderbuch-Detektive findet ihr daher neben Kinderbuchempfehlungen auch Tipps zum Lesenlernen.
Wie findet man ein gesundes Mittelmaß für den Medienkonsum von Kindern? Wir finden es besteht Redebedarf. Hier geht es zu unserer Interviewreihe.