Zum Thema 24-Stunden- oder auch Übernachtungskitas genannt, sprachen wir mit Marlies Helsing, der Leiterin der Übernachtungskita Schnatterenten in Schwedt über den Aufbau und den Tages- und Nachtablauf in einer Übernachtungskita.
24-Stunden-Kita oder Übernachtungskita: Was ist besser?
Wir versuchen gerade den Begriff 24-Stunden-Kita durch die Bezeichnung „Übernachtungskita“ zu ersetzen. Der Begriff „24 Stunden Kita“ ist mal entstanden, weil wir zeigen wollten, dass wir, wenn notwendig .24 Stunden am Tag greifbar sind. Immer wenn es der Arbeitsrhythmus einer Familie erforderlich macht, sind wir genau für diese Zeiten buchbar. Sicher auch mal für einen 24 Stunden-Dienst, dann haben die Eltern aber auch nachweisbar diesen Dienst zu leisten (zum Beispiel Rettungskräfte, Ärzte und Feuerwehr). Danach fordern wir für das Kind natürlich auch den Ausgleich der Betreuungszeiten an anderen Tagen, genauso, wie der Schichtrhythmus der Eltern es auch vorsieht. Die Arbeitszeiten lassen wir uns schriftlich am Ende des Monats nachweisen.
1. Wie groß ist die Nachfrage?
Wir sind eine Stadt in der Uckermark, in der es mehrere Unternehmen mit Schichtarbeitszeiten gibt. Seit 10 Jahren bieten wir unsere Leistungen an, und wir können eine steigende Nachfrage und Nutzung verzeichnen. Unsere Kita hat eine Kapazität von 30 Plätzen, davon nutzen zwischen 12 – 20 Elternhäuser immer wieder mal die besonderen Öffnungszeiten. Da die Nachfrage auch von Eltern kommt, die in unserer Kita keinen Platz bekommen konnten, bieten wir auch an, die Kinder aus anderen Einrichtungen im Anschluss an die Regelöffnungszeit bei uns weiter zu betreuen. Man kann dies gleichsetzen mit der Betreuung durch eine Omi oder Bekannte der Familie. Nur, dass das Kind bei uns von pädagogisch ausgebildetem Personal, mit festen Regeln, einem strukturierten Ablauf und Gewohnheiten betreut wird. Womit ich jedoch auf keinen Fall die Hilfsbereitschaft des Umfeldes der Familie schmälern möchte.
2. Welche Eltern bringen ihre Kinder in eine 24-Stunden-Kita?
Ärzte, Krankenschwestern, Rettungskräfte, Feuerwehrleute, Pflegekräfte, Leute die im Handel tätig sind, Erzieherinnen und Erzieher in Heimen, Montagearbeiter, Pendler, Flugbegleiter, Bahnangestellte, Beschäftigte im Gaststättengewerbe, Beschäftigte in Jugendclubs und Kultureinrichtungen, Speditionsarbeiter u.v.m. Kurz: Alle Menschen, die zu ungewöhnlichen Zeiten arbeiten.
3. Wie sieht der Tages-/Nachtablauf in einer solchen Kita aus – für die Kinder als auch die Betreuer – und wie lange darf ein Kind maximal am Stück da bleiben?
Der Tagesablauf eines Kindes, das als Schichtkind unsere Einrichtung besucht, sieht wie folgt aus:
Am Beispiel einer Nachtschicht:
In der Regel kommt das Kind zum Abendbrot (ca. 18.00 Uhr) in die Kita, hier wird es bereits von der Erzieherin empfangen, die mit ihm die Nacht und den Morgen verbringen wird. So hat das Kind über die gesamte Zeit eine feste Bezugsperson an seiner Seite. Nach dem Abendbrot gibt es Kuscheleinheiten, evtl. noch kleine Spielangebote, Sandmännchen und dann ab ins Bettchen, mit Geschichte oder Liedchen zum Abschluss. Am Morgen wird das Kind von derselben Erzieherin geweckt und behutsam für den Start in den Tag mit den anderen Kindern vorbereitet und an die Regelerzieherin übergeben.
Da die Eltern nach einer Nachtschicht aber auch erst einmal schlafen müssen, bleibt das Kind noch bis ca. 14.00 Uhr in der Kita, um zum Wohle der Kinder die lückenlose Aufsicht gewährleisten zu können. Danach holt die Mutter oder der Vater das Kind ganz normal ab.
Natürlich wird hier die gesetzliche Betreuungszeit von höchstens 10 Stunden überschritten. Wie ist aber die Aufsicht eines Kindes abgesichert, das nach einer Nachtschicht in das Elternhaus zu übermüdeten Eltern kommt? Wir bestehen aber darauf, dass die erhöhte Betreuungszeit an anderen Tagen ausgeglichen wird.
Der Personalschlüssel für die Nachtbetreuung sieht höchstens 6 Kinder pro Erzieher in einem Raum vor.
4. Kommen Kinder auch nur zum Schlafen?
Ja, das sind dann unsere Gastkinder, die tagsüber andere Kitas besuchen, deren Öffnungszeiten aber nicht ausreichen, um die Betreuung für diese Familie abzusichern. Hier fährt dann gegen 17.00 Uhr ein Taxi oder Kleinbus in der Kita vor und holt das Kind dort ab und bringt es zu uns. Wir schicken natürlich dem Kind vertrautes Personal zur Begleitung mit. Diese Kinder müssen dann bis zum Frühstück wieder abgeholt sein. In der Regel kommen die Eltern so, dass sie selber ihr Kind aus dem Bett holen, Zähne putzen und sie fertig machen.
5. Inwiefern helfen 24-Stunden-Kitas Eltern oder Alleinerziehenden bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Verlässliche Planung in der Familienorganisation führt zu Entspannung im Stress zwischen Familie und Beruf. Schichtbetreuung in der Kita muss als eine Betreuung angenommen werden, die wie die normale Betreuung in einer Tages-Kita gehandhabt wird. Natürlich auch vom Gesetzgeber her. Noch zahlen die Eltern zusätzlich für die Verschiebung der Betreuungszeiten ihrer Kinder. Das kann so nicht sein.
Und gleichzeitig sind die Unternehmen in der Pflicht, die Arbeitszeiten, wenn möglich, familienfreundlicher zu gestalten, denn Schichtbetreuung für Kinder ist nun mal nicht die optimale Lösung. Aber in vielen Unternehmen geht das nicht und dafür muss es unsere Übernachtungskitas geben.
Viele fragen, ob sich die Schichtbetreuung auf die Entwicklung der Kinder negativ auswirkt. Das können wir bislang nicht feststellen. Man darf jedoch aus dieser Betreuungsform keine Massenbetreuung machen. Familiär, klein und übersichtlich für Kind und Eltern, das ist die Betreuungsform, die es geben muss, wenn wir uns außerhalb der Kernöffnungszeiten bewegen. Räumlichkeiten und Personal müssen sich damit identifizieren, zum Wohle des Kindes und der Familien tätig zu sein. Nur so kann gute Unterstützung für unsere Familien funktionieren.
6. Denken Sie, dass das Angebot an 24-Stunden-Kitas in Deutschland zunehmen wird?
Ja, das weiß ich sogar. Wir sind bundesweit beratend tätig, um Menschen, die sich für dieses Modell interessieren, zu unterstützen. Es sollte in jeder größeren Stadt mindestens eine solche Einrichtung mit einer gesetzlichen Förderung geben, damit unsere Fachkräfte uns nicht verloren gehen. Dafür müssen wir jedoch die Politiker noch mehr sensibilisieren. Leider sieht man darin noch nicht einen reelen Bedarf, sondern stuft eine Übernacht-Kita als eine Einrichtung ein, die Bedürfnisse von Familien befriedigt. Das ist schlimm. Unsere Familien leben nicht mehr alle in einem Umkreis von wenigen Kilometern zusammen. Wenige können sich eine Auszeit vom Beruf leisten, wenige möchten aus ihrem Beruf wechseln, weil sie nun eine Familie gründen.
Wir danken Frau Helsing für das ausführliche Interview.
Das ist eine super tolle Einrichtung! Meine Tochter ist dort auch und es gefällt ihr richtig gut… Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung,meinen Job weiterhin ausüben zu können /dürfen und zu wissen,dass mein Schatz gut aufgehoben ist! Es ist dort sehr familiär und ich gebe sie mit einem guten gewissen in die Hände der Erzieher.
Hätte gerne mehr inf. Bekommen .Ich suche betreunug für Meine Sohn.
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