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Mutterseelesonnig: Von viereckigen Augen und Zockerdaumen

Computer spielen, Netflix schauen, auf dem Smartphone chatten. Medien üben auf Kinder eine enorme Faszination aus. Wie geht Annette Loers als Mutter damit um?

Annette Loers - Medien
Annette Loers möchte nicht die Kontrollmutti spielen und mit ihren Kindern den ganzen Tag über deren Mediengebrauch diskutieren und reglementieren. Sie setzt eher auf Vertrauen und darauf, selbst ein gutes Vorbild zu sein.

 

1. Wie alt sind deine Kinder? Wie regelt ihr den Umgang mit Handy, Laptop, Fernsehen etc.?

Meine Kinder sind 11 und 13 Jahre alt. Fernsehen gucken wir abends „kurz“ zusammen, z.B. früher „Wissen macht AH“, jetzt eine Folge Flash, am Wochenende mal einen Film. Die Tochter benutzt Medien für Kommunikation (WhatsApp, Instagram) oder guckt auf YouTube, was ihre Lieblingsschauspieler so treiben. Der Sohn spielt Fortnite oder Zelda auf der Nintendo Switch. Beide gucken aber auch Sachen für die Schule nach, recherchieren etwas, schreiben Texte, schlagen Vokabeln nach, hören Hörbücher oder Musik.

 

2. Wie viel Medienzeit ist pro Tag erlaubt? Wie reagierst du, wenn deine Kinder zu viel am Computer/Handy hängen?

Irgendwann gab’s mal die Regel „1 Stunde Medienzeit am Tag“, aber das ist völlig an der Realität vorbei. Zählt Vokabeln nachschlagen zu Medienzeit? Ist Chatten mit Freunden Medienzeit? Telefonieren würde ich ja auch nicht als Medienzeit werten, oder? Musik oder Hörbücher hören auch nicht, Fanfiction ins Internet schreiben auch nicht, aber es ist dasselbe Gerät (Handy oder Laptop) und ich kann und will nicht jedes Mal inspizieren, was die Kinder da gerade gucken, hören, tippen, das wäre für mich und die Kinder völlig nervig. Irgendwann gab’s auch mal die Regel „erst alle Hausaufgaben“, aber ich habe vollstes Verständnis, dass man nach sieben Stunden Schule erstmal chillen und zocken will und später die Hausaufgaben macht. Natürlich geht das alles auch mal völlig schief, es wurde stundenlang gezockt und um 21:30 Uhr kommt die Erkenntnis, dass morgen ein Vokabeltest geschrieben wird. Dann gibt’s Wut beim Kind und mir, und wenn die Wogen sich geglättet haben, überlegen wir zusammen, wie wir das in den Griff kriegen. Was ich absolut nicht will, ist die Kontrollmutti zu spielen oder den ganzen Tag über Mediengebrauch zu diskutieren, zu reglementieren und zu schimpfen. Ich vertraue meinen Kindern und versuche sie zu unterstützen, den Umgang mit Medien so zu gestalten, dass weder die Schule, die Gesundheit noch der familiäre Friede drunter leidet. Eine Aufgabe, die uns alle wohl bis zum Abitur der Kinder beschäftigen wird.

 

3. Bist du selbst ein gutes Vorbild?

Ich gebe mir alle Mühe. Ich selber würde manchmal liebend gerne nach der Arbeit eine Folge meiner Serie anschauen, wahllos ins Internet gucken, chatten, twittern oder bloggen. Aber ich will nicht, dass die Kinder mich nur vor dem Bildschirm erleben, also schränke ich mich ein auf die Zeiten, wo die Kinder auch gerade an den Geräten hängen: Was gibt es Friedvolleres, als eine ganze Familie auf dem Sofa an digitalen Endgräten? Irgendwann schalten wir die Geräte aus und machen zusammen was Analoges, vielleicht sogar an der frischen Luft!

 

Annette Loers - Medien

Über Annette Loers

Auf ihrem Blog Mutterseelesonnig schreibt Annette über das Leben mit zwei Kindern, zu dem auch zwei Katzen, zwei Schildkröten und einer Zwergbartagame gehören. Ihre Themen reichen von dreckiger Wäsche und ihrem Muttertagswunsch bis hin zum Alltag als Alleinerziehende. Wer Annette folgen möchte, der kann dies auf facebook und Twitter tun.

 

Wie findet man ein gesundes Mittelmaß für den Medienkonsum von Kindern? Wir finden es besteht Redebedarf. Hier geht es zu unserer Interviewreihe.



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