Vielleicht wurde Ihnen früher eingetrichtert, dass Lernen zum Ernst des Lebens gehört und man sich mit Spielen nur vergnügt, um Dampf abzulassen oder sich nach getaner Lernarbeit zu belohnen. Inzwischen gibt es aber immer mehr wissenschaftliche Belege für das, was Eltern und Lehrer schon lange vermutet haben: Kinder lernen tatsächlich effektiver und motivierter, wenn die Inhalte spielerisch vermittelt werden.
Spielzeiten sind äußerst wertvoll für die akademische, soziale, emotionale und körperliche Entwicklung von Kindern. Daher verwundert es wenig, dass mittlerweile immer mehr Bildungszentren eröffnet werden, die gezielt auf die spielerische und naturnahe Vermittlung von Lerninhalten setzen. Das Lernangebot umfasst dabei sowohl Präsenzunterricht als auch Online-Klassen. Zum einen können Kinder auf diese Weise Spaß am Lernen entwickeln, zum anderen regen entsprechende Unterrichtsmethoden die kognitive Entwicklung an und erweitern mündliche wie schriftliche Sprachkenntnisse, mathematische Fähigkeiten und kritisches Denken.
Vorteile von spielerischem Lernen
Spielen ist Teil unseres menschlichen Wesens. Selbst Tiere spielen miteinander, lösen dadurch Probleme und durchlaufen spielerisch Lernprozesse – dieselben Phänomene, die wir auch bei unseren Kindern beobachten. Durch Rennen, Springen und Klettern trainieren wir motorische Fähigkeiten, Koordination und körperliche Fitness. Auch die emotionale Kompetenz bei Kindern wird gefördert, da sie lernen, sich inmitten sozialer Dynamiken zurechtzufinden, empathisch zu handeln und besser zu kommunizieren. Erfahren Sie mehr über die zahlreichen Vorteile, die spielerisches Lernen mit sich bringt.
Spielen fördert die körperliche Entwicklung
Über Spiele erlernen wir die verschiedensten Bewegungsabläufe. Wenn sich Kleinkinder mit Bauklötzen oder anderen kleinen Spielzeugen beschäftigen, entwickeln sie so die Feinmotorik ihrer Hände. Spielplätze bieten wiederum etliche Möglichkeiten, Kraft und Flexibilität zu trainieren.
Spielen regt die Kreativität an
Wenn Kinder die Gelegenheit haben, ihre Gedanken und Ideen frei zu entfalten, setzt dies ein ungeahntes kreatives Potenzial frei und sie beginnen, unkonventionell zu denken. Mit dieser neu errungenen kreativen Freiheit gelangen sie nicht selten zu bemerkenswerten Ideen und Lösungen, bei denen selbst Erwachsene staunend zurückbleiben.
Spielen unterstützt das psychische Wohlbefinden
Kinder brauchen spielerische Betätigung, um überschüssige Energie abzubauen. Bei Kindern, die eine ängstliche oder depressive Symptomatik zeigen, kommen häufig bewegungsbasierte Therapiemethoden zum Einsatz, doch im Grunde profitieren alle Kinder mental und körperlich von einem Abbau ihrer natürlichen Energie durch Bewegung.
Spielen verbessert die soziale Entwicklung von Kleinkindern
Spielerische Aktivitäten bilden die Grundlage der sozialen Entwicklung von Kindern – ganz besonders dann, wenn sie mit anderen Kindern spielen. Das Spielen ist ein wesentlicher Bestandteil des Aufwachsens: Kinder lernen dabei, sich abzuwechseln, mit Konflikten umzugehen und Probleme zu lösen. Auch Führungsqualitäten und Kommunikationsfähigkeiten kommen dabei nicht zu kurz, vor allem, wenn sich Kinder selbst ausgedachten Aktivitäten hingeben. Welchen Spielen sie nachgehen, welche Regeln sie aus ihrem Gerechtigkeitsempfinden heraus aufstellen und wie sie Konflikte auflösen – all diese Aspekte verkörpern die Fortschritte, die sie in ihrer sozialen Entwicklung machen.
Spielen vermittelt soziale Fähigkeiten
Mit Lernspielen können Kinder andere soziale Fähigkeiten erlangen, die ihnen sowohl in der Schule als auch zu Hause zugutekommen. Beispiele hierfür sind bewegungsbasierte Spiele wie „Kommando Bimberle“ oder der „Stopp-Tanz“, deren Vorteile deutlich weiter reichen als eine bloße Verbesserung der Koordination. Kinder lernen dabei, genau zuzuhören und Anweisungen zu befolgen.
Spiele fördern auch die kindliche Resilienz. Wenn Sie das nächste Mal Zeit mit einem kleinen Kind verbringen, probieren Sie es doch einmal mit einem Kartenspiel, ganz egal, ob es Rechenfähigkeiten erfordert oder ein simples Spiel wie Quartett ist. Lassen Sie das Kind dabei nicht immer gewinnen, schließlich sollten sie auch mit Niederlagen umgehen lernen – für ihre Resilienz ist dies ein Gewinn. Darum eignen sich solche Spiele auch perfekt für Kinder: Verlieren und gewinnen müssen sich nicht ausschließen.
Spielen stärkt Beziehungen und schafft Erinnerungen
Gemeinsame Spiele mit anderen Kindern helfen, Bindungen zu vertiefen und Erinnerungen zu bilden. Denken Sie einmal kurz an eine lustige Erinnerung zurück, etwa, wie man einmal versehentlich eine frisch gebackene Sahnetorte auf den Boden fallen ließ. Diese Momente schaffen für unsere Kinder nicht nur eine humorvolle Erinnerung, über die sie noch viele Jahre später lachen können, sie lehren uns auch, Dinge mit Humor zu nehmen und nicht ständig an die Fehler der Vergangenheit zu denken. All dies nährt während unserer Kindheit unsere Resilienz.
Spielen erhöht das Selbstvertrauen
Einige weitere Vorteile von spielerischen körperlichen Aktivitäten sind wertvolle Erfahrungen zu Zielsetzung und -erreichung. Ein gutes Beispiel hierfür sind Klettergerüste: Kinder setzen sich gern selbst Ziele, beispielsweise wie viele Sprossen sie erklimmen können oder wie lange sie sich festhalten können, ohne herunterzufallen. Wenn es ihnen gelingt, eine selbst definierte Herausforderung zu meistern, können sie dies als Erfolgserlebnis verbuchen. Selbst, wenn sie nicht erfolgreich waren, lernen sie daraus, am Ball zu bleiben.
Spielen macht Lernprozesse leichter und angenehmer
Kinder empfinden Aktivitäten wie Seilspringen oder Fußball spielen vielleicht als reinen Spaß – das heißt aber noch lange nicht, dass sie keine Gelegenheit bieten, Lernmöglichkeiten einzubauen. Vom Zählen der Sprünge über das Addieren der Punktestände bis hin zum Setzen zahlenbasierter Ziele ist alles denkbar.
Spielen erweitert die Lernmöglichkeiten für Kinder mit Neurodivergenz
Es gibt auch Gruppen, die ganz besonders stark von spielerischen Lernmethoden profitieren. Hierzu zählen Kinder im autistischen Spektrum, die teilweise auch an Zwangsstörungen leiden können oder einen bestimmten Lernstil bevorzugen. Werden alternative Problemlösemechanismen im Spiel eingeführt, geht dies oft mit weniger Stress einher als bei strikten akademischen Regeln. Dieser Ansatz fördert nicht nur die frühkindliche Entwicklung kognitiver Fähigkeiten, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Ausformung sozialer Kompetenzen.
Wie können Eltern spielerische Lernaktivitäten einbinden?
Mit spielerischem Lernen haben Sie die großartige Möglichkeit, das Potenzial Ihres Kindes besser kennenzulernen. Wir verraten Ihnen einige Tipps von Fachleuten, um spielerisches Lernen auch in Ihrem Alltag zu Hause zu verankern.
Binden Sie Spiele in die täglichen Abläufe ein
Eltern können Spiele ganz einfach in die täglichen Abläufe integrieren. Aus dem für viele Kinder langweiligen Bad wird so schnell eine spannende Experimentierstunde mit Trichtern, Kunststoffbechern oder Löffeln, in der sie nach Herzenslust Wasser einfüllen oder ausgießen können. Wenn Sie Kinder am Kochen oder Backen beteiligen, ist das nicht nur eine Matheübung inklusive Bruchrechnen, sie erfahren zudem, dass Kochen Spaß macht. Wenn sie sich hier schon von klein auf einbringen können, bleibt es für sie auch später oft eine schöne Aufgabe – und nicht nur ein lästiges Übel.
Denken Sie nicht zu viel darüber nach
Junge Eltern und Lehrer schaffen häufig festgelegte Spielräume und beobachten die Kinder dann still beim Spielen – ein sinnvoller Ansatz, aber tatsächlich nicht zwingend nötig. Es genügt auch schon Wachspapier und etwas Rasierschaum und die Kinder werden kreativ und sind beschäftigt, während Sie in Ruhe kochen können. Jüngere Kinder profitieren besonders von bewegungsbasierten Spielen, zum Beispiel indem sie den Garten erforschen oder nach Würmern buddeln.
Sorgen Sie für ein Gleichgewicht von strukturiertem und unstrukturiertem Spiel
Strukturierte Spiele und Aktivitäten haben viele Vorteile, aber vergessen Sie dabei nicht, Ihrem Kind auch Zeit für unstrukturierte Spiele einzuräumen, in denen es sich einfach ausprobieren kann. Werden Spiele nicht fest vorgegeben, ermöglicht das Kindern, ihre Kreativität zu entfalten, Spiele selbst zu erfinden und sich mit Freunden zusammenzutun. Lernspielzeug wie Bauklötze oder Mal- und Bastelutensilien eignen sich perfekt, um Kinder bei diesen Experimenten zu unterstützen.
Lassen Sie Ihr Kind die Richtung vorgeben
Erwarten Sie nicht, dass sich Ihr Kind so verhält, wie Sie es tun würden – kommen Sie ihm entgegen und stellen Sie interessierte Fragen, um Ihr gemeinsames Band zu stärken und von Ihren Kindern zu lernen. Hören Sie aufmerksam zu und fragen Sie gegebenenfalls nach, um sie wirklich zu verstehen. Eltern können ihren Wissensschatz am besten weitergeben, wenn sie sich empathisch verhalten, beobachten und sich an den Weg, den ihr Kind von sich aus einschlägt, anpassen.
Schaffen Sie ein Zuhause, das Erfolgserlebnisse ermöglicht
Hier finden Sie einige Vorschläge für kreative Tätigkeiten, die die Kindesentwicklung fördern – selbstgemacht, gekauft oder im Internet entdeckt:
- Sinnes-Spielzeug: Füllen Sie verschiedene Materialien wie Reis, Sand oder Wasser in einen Behälter und geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, die Texturen zu erkunden und seine Fantasie zu nutzen.
- Schnitzeljagd: Verstecken Sie Hinweise oder Gegenstände in Verbindung zu einem Lieblingsbuch im Haus oder Garten und sehen Sie zu, wie Ihr Kind lernt, Rätsel zu lösen.
- Musik-Sets: Investieren Sie in Musikinstrumente wie Handglocken und Trommeln, um die Kreativität anzuregen und die Koordinationsfähigkeit zu verbessern.
Ziehen Sie Präsenzangebote in Erwägung
Erkundigen Sie sich auch nach Kinderprogrammen in Ihrer örtlichen Bibliothek: Dort gibt es oft Mitmach-Angebote für spielerisches Lernen. Auch Kurse mit sensorischen Lerninhalten bieten viele Vorteile für die Entwicklung Ihres Kindes, egal ob es sich um Präsenz- oder Onlinekurse handelt.
Lernen durch Spielen: Fazit
Erwachsenen ist der Wert von Spielen nicht immer gleich ersichtlich, völlig unabhängig davon, ob ihnen Spiele in ihrer Kindheit als wichtige Lernerfahrung oder aber als Zeitverschwendung vermittelt wurden. Experten betonen jedoch, dass Spiele trotz ihrer offenkundigen Einfachheit automatisch mit körperlichem, geistigem, sozialem und emotionalem Wachstum einhergehen. Spiele sollten nicht als Belohnung für erledigte Pflichten eingesetzt werden, sondern vielmehr als wirkungsvolles Tool zur Förderung der kindlichen Entwicklung.