zwei junge Erwachsene, PC

Jobsharing: Ein bekanntes Arbeitszeitmodell neu aufpoliert

Zwei sind keiner zu viel

Da ist was dran! Mit einer geteilten Stelle bekommen Arbeitgeber doppeltes Know-how und Angestellte mehr Zeit.

Bereits 2011 arbeiteten 26 Prozent der deutschen Erwerbstätigen in Teilzeit. Arbeitszeitmodelle dieser Art werden immer beliebter bei Arbeitnehmern und dementsprechend mittlerweile auch bei Arbeitgebern. Denn wer die guten Leute möchte, denkt über innovative Recruiting- und Mitarbeiterbindungsinstrumente nach.

Das spezielle Teilzeit-Modell „Jobsharing“ existiert schon seit den 1980er Jahren und bekommt jetzt frischen Aufwind. Teilzeitmodelle sind durch das Teilzeit- und Befristungsgesetz unter Paragraf 13 geregelt. Dort steht auch: „Arbeitgeber und Arbeitnehmer können vereinbaren, dass mehrere Arbeitnehmer sich die Arbeitszeit an einem Arbeitsplatz teilen.“ Einen gesetzlichen Anspruch gibt es nicht. Jana Tepe, Gründerin der Jobsharing-Plattform Tandemploy UG, weiß, warum schon ein Fünftel der deutschen Unternehmen auf das Modell setzt.

„Irgendwas muss dran sein, an diesem Jobsharing!“

Frau Tepe spricht aus eigener Erfahrung, wenn sie sagt, dass Unternehmen, die es einmal ausprobiert haben, zu 100 Prozent dabei bleiben. Es gibt sicher Arbeitnehmer, die skeptisch sind, weil sich dieses Modell neu anfühlt oder sie unsicher gegenüber der Umsetzung sind. Tepe meint: „Oftmals braucht es aber einfach nur einen Pionierversuch!“ Unternehmen können zwei Köpfe und damit zwei Kompetenzen für eine Stelle gewinnen. So erschließen sie neue Zielgruppen und signalisieren Zukunftsgewandtheit. Als Bonbon bekommt der Arbeitgeber zwei Jobsharer, die nachweislich produktiver und motivierter sind. „Schließlich“, so Tepe, „haben die Angestellten ein hohes Eigeninteresse daran, dass das Modell funktioniert.“ Zudem entstehen im Krankheits- und Urlaubsfall wesentlich weniger Know-how-Verluste.

 

Und für Arbeitnehmer liegen die Vorteile auf der Hand: Obwohl man mehr Zeit für andere Dinge hat, kann man seinen Wunschjob ausüben. „In der Zusammenarbeit mit einem Tandempartner lernt man zudem ständig voneinander, inspiriert sich und kann die Aufgaben nach den jeweiligen Stärken aufteilen“, streicht Frau Tepe heraus.

Wie für’s Jobsharing gemacht

Es geht um den erfüllenden Job, den man nicht aufgeben oder den man neu angehen will. Häufig finden sich Mütter nach der Elternzeit in Teilzeitjobs wieder, die sie unterfordern. Jobsharing liefert hier einen neuen Ansatz. Auf geteilte Jobs trifft man besonders in den Führungsetagen. „Überall da, wo klassische Teilzeit an ihre Grenzen stößt, setzt Jobsharing an und macht diese Stellen durch cleveres Teamwork teilzeittauglich“, umreißt Tepe das Jobsharing-Spektrum. Es dient dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit genauso wie dem schrittweisen Ausstieg aus dem Berufsleben im Alter. Jobsharing kann auch bei nebenberuflicher Selbstständigkeit oder einer Weiterbildung sinnvoll sein.

Tepe kennt die Angebote aus vielen verschiedenen Arbeitsfeldern: „Ob Handel, Industrie, Tourismus, Gesundheitswesen, digitale Wirtschaft oder Dienstleistungsbranche – Jobsharing-Tandems erleben wir sehr branchenübergreifend.“

Als Jobsharer arbeiten

Arbeiten Sie vielleicht schon Vollzeit in Ihrem Traumjob und möchten nun zurückstufen? Frau Tepe gibt hierzu folgenden Tipp:  „In diesem Fall lohnt es womöglich, dem Chef ein Jobsharing-Modell vorzuschlagen. Eventuell haben Sie schon im Unternehmen einen perfekten Tandem-Partner oder Sie schreiben die halbe Stelle extern aus.“

Umgekehrt können Sie sich gemeinsam initiativ oder auf ausgeschriebene Stellen bewerben – wie sonst auch. Entweder Sie haben bereits jemanden, mit dem Sie sich Jobsharing vorstellen können oder Sie suchen einen passenden Partner beispielsweise auf tandemploy.com. Sie können sich aber auch als einzelner Jobsharer, der offen für die Zusammenarbeit mit einem Partner ist, auf eine Ausschreibung bewerben.

Die oberste Prämisse für einen Jobsharer ist die Sympathie für den Tandem-Partner. „Sicher“, erläutert Frau Tepe, „muss man nicht beste Freunde sein und nach der Arbeit ein Bier trinken gehen.“ Ein gewisses Grundverständnis und Vertrauen sind jedoch wichtige Bausteine.

 

Zur Person Jana Tepe

Jana-Tepe

Jana Tepe beschäftigt sich tagtäglich mit den Fragen unserer Berufswelt und setzt sich für lebensfreundliche Arbeitsmodelle ein. Nach ihrem Master in „New Media and Communication“ arbeitete sie zwei Jahre bei der Berliner Personalberatung i-potentials und verantwortete dort den Personalbereich und das Marketing. Seit April 2013 ist sie Gründerin und Geschäftsführerin der Tandemploy UG, einer Online-Plattform für Jobsharing. Informationen und Erfahrungen rund um das Thema Jobsharing teilt sie auf ihrem Blog zweiteilen.de.

 

 

 

 

 

 

Und Sie? Könnten Sie sich vorstellen, als Tandem-Partner zu arbeiten? Haben Sie vielleicht schon Erfahrungen? Schreiben Sie uns in einem Kommentar!

 

 



Diesen Artikel kommentieren
*

*