Karriere im Eimer?
Vier von zehn Frauen bereuen es, Elternzeit genommen haben. Das geht aus einer unveröffentlichten Umfrage des Familienministeriums aus dem Frühjahr 2013 hervor, die der „Welt am Sonntag“ vorlag. Demnach stellen 38 Prozent der Studienteilnehmerinnen nach dem Wiedereinstieg negative Folgen für ihre berufliche Weiterentwicklung fest. Ist die Karriere nach der Elternzeit wirklich unwiderruflich ruiniert? Viele Frauen haben das Gefühl, als befänden sie sich nach der Geburt des Kindes auf dem beruflichen Abstellgleis – sie stecken oftmals in der Teilzeit-Falle.
Dass die Erwerbsbeteiligung von Müttern in den vergangenen Jahren dennoch zugenommen hat, belegen Zahlen des Bundesministeriums für Familie, Senioren und Jugend[1]. Allerdings arbeiten so viele Frauen wie nie zuvor in Teilzeit. Denn um Familie, Beruf und Haushalt zu vereinbaren, sind es hauptsächlich die Mütter, die auf eine Vollzeitstelle verzichten und einen Teilzeitjob in Anspruch nehmen.
Anstieg der Teilzeitarbeit
Simone Wendeln, Gründerin des Job-Portals jobsfuermama.de, weiß um die Situation von Müttern auf dem Arbeitsmarkt: „Es gibt viele qualifizierte und interessante Teilzeitjobs von familienfreundlichen Unternehmen, mit denen Frauen auf der Karriereleiter nicht zurücktreten müssen. Wir würden uns allerdings wünschen, dass noch mehr Unternehmen Jobs dieser Art in Teilzeit besetzen und nicht mehr Wert auf Präsenz als auf die Leistung legen. Der Teilzeit-Trend und flexible Arbeitszeiten gewinnen in der Wirtschaft immer mehr an Bedeutung und Unternehmen erkennen, dass Mütter eine sehr gute Lösung für den Fachkräftemangel sind.“
Mütter nehmen nach der Geburt ihres Kindes zwischen drei Monaten und drei Jahren Elternzeit. Danach gehen viele wieder zurück in ihren alten Beruf. Denn es gibt einen gesetzlichen Anspruch auf Wiedereinstellung in derselben oder einer gleichwertigen Stelle des Unternehmens. Dennoch fühlen sich viele Frauen von ihren Kollegen belächelt, wenn sie in Zukunft anstelle einer Vollzeitkraft nur noch halbtags vor Ort sind. Daher ist es umso wichtiger, dass Mütter ihre berufliche Rückkehr nach der Elternzeit gut planen und sich ausgiebig darauf vorbereiten.
So klappt der Wiedereinstieg
Jutta Schwarz, Karrieretrainerin aus Hamburg, berät Mütter beim Wiedereinstieg in den Beruf und weiß worauf Frauen achten sollten, damit dieser gelingt. Ihre Tipps:
- Am besten gar nicht oder nicht lange aussetzen und Elterngeld sowie Elternzeit mit dem Partner im Verhältnis 50:50 teilen.
- Während der Abwesenheit Kontakt zum Arbeitgeber / Kollegen halten und im Thema bleiben: Fachwissen wach halten und wenn möglich ausbauen.
- Kreative Lösungen finden: Z.B. eine sehr flexible Teilzeit-Selbständigkeit anvisieren als Alternative oder als Übergang zum nächsten Job.
- Auch an sich selbst denken: ein zu langer Ausstieg hat Folgen für die eigene Karriere-Entwicklung und die Rente. Dieser Blick in die Zukunft ist ein starkes Argument für Diskussionen mit dem Lebenspartner.
- Sich der eigenen Fähigkeiten, Qualitäten und Fachkenntnisse bewusst werden, um selbstbewusst und als „Problemlöserin“ auf dem Arbeitsmarkt auftreten zu können – und nicht als Bittstellerin.
Kinderbetreuung und Alternativen absichern
Eine der zentralen Fragen, die schon kurz nach der Geburt des Kindes auftaucht, dreht sich um die Kinderbetreuung. Wer schnell wieder in den alten Beruf zurückkehren möchte, muss sich geraume Zeit vorher um einen Platz in der Krippe, Kita oder bei der Tagesmutter kümmern. Einige Firmen bieten unternehmensbasierte Lösungen, wie zum Beispiel eine eigene Kita, an.
Arbeitnehmer, die nicht auf solche Services zurückgreifen können, müssen sich selbstständig um einen Kita-Platz und um andere Betreuungsalternativen kümmern. Denn oftmals kollidieren die Öffnungszeiten der Kita oder Schule mit den eigenen Arbeitszeiten. Daher sollte für solche Fälle eine Notfallbetreuung gesucht werden. Nur, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist, können sich Eltern voll und ganz auf ihren Beruf konzentrieren beziehungsweise den Wiedereinstieg in den Job meistern.
„Am Besten gar nicht oder nicht lange aussetzen“ – wirklich ein großartiger Ratschlag! 🙁 Eine solche Auffassung bezüglich der Wertigkeit und Sinnhaftigkeit der Elternzeit trägt garantiert nicht zu Erhöhung der Aktzeptanz bei!!! Schön nach dem Motto „so tun als ob sich nichts verändern würde“ und noch mehr Druck aufzubauen, anstatt realistische Lösungen zu erarbeiten unter denen weder Mutter noch Kind leiden.
Ganz deiner Meinung. Wer sich auf sein Kind knozentrieren will, sollte dies auch tun können…