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Mama, du bist nicht immer schuld!

5 Tipps, um Schuldgefühle zu überwinden

Sie schleichen sich häufig abends an. Gerne trifft man sie aber auch tagsüber in einer ruhigen Minute: die Schuldgefühle. Wir sollten versuchen, diese ungebetenen Gäste seltener einzuladen.

Mütter. Mütter sind per Definition eine Art Übermensch. Sie erledigen alles auf einmal und haben selten schlechte Laune. Sie werden schnell weich, haben eine endlose Geduld und sagen nie das „Sch“- Wort. Sie sind immer zur Stelle. Zudem ist die moderne Mutter schlank, kocht den Babybrei ausschließlich selbst und ist erfolgreich im Job trotz Mehrfachbelastung etc. Diese Aufzählung ließe sich endlos so weiterführen. De facto ist es doch aber so: Nobody´s perfect! Zum Glück! Auch keine Mutter.

 

Irgendwo zwischen den oben genannten Eigenschaften und der Situation, wenn sie das achtzehnte Mal gesagt und einmal geschrien haben, dass andere Kinder nicht mit Bausteinen abgeworfen werden dürfen, befinden sich wohl die meisten Mütter. Abends liegen sie dann im Bett und überlegen, ob das Kind nicht beim neunzehnten Mal vielleicht gehört und die anderen Kinder nicht als Zielscheibe genutzt hätte. Die Schuldgefühle klopfen abends nicht an: Sie sitzen bereits gedanklich am Küchentisch, haben sich einen Kaffee eingegossen und sind in Plauderstimmung.

 

Besonders durch die verfügbare Zeit, die sie haben oder eben nicht haben, kämpfen gerade berufstätige Mütter mit einem schlechten Gewissen. Viele befinden sich in dem ständigen Konflikt der Zeiteinteilung zwischen Familie und Beruf – denn auch bei guter Organisation gelingt ein reibungsloser Ablauf nicht immer. Aber: Woher kommen Schuldgefühle und wie werde ich sie los? Wir haben Dipl.-Psychologin Dr. Doris Wolf zum Thema befragt.

Wie entstehen Schuldgefühle?

Hinter Schuldgefühlen verberge sich folgende Grundhaltung, so Frau Dr. Wolf: Etwas läuft nicht so, wie wir glauben, dass es laufen müsste. Wir geben uns die Schuld dafür und bewerten uns als schlechten, unfähigen, ablehnenswerten Menschen. Wolf erklärt, dass wir bereits in der Kindheit lernen, uns selbst Schuldgefühle zu machen – vermittelt durch Eltern, Lehrer und die Gesellschaft.

 

Durch Tadel und Ablehnung werden Kinder bei Fehlern bestraft und aus diesem Verhalten lernen sie, sich selbst abzulehnen, wenn sie einen Fehler machen. Sie erfahren so außerdem, dass die Wünsche und Erwartungen anderer Menschen erfüllt werden müssen, um eine Ablehnung zu vermeiden. Die Psychotherapeutin hält fest, dass Erfahrungen wie diese bei einem Erwachsenen noch einen Schritt weiter führen: Menschen, mit diesem erlernten Verhalten interpretieren Wünsche und Erwartungen in ihre Mitmenschen hinein und versuchen, sich danach zu verhalten.

Schuldgefühle sind kontraproduktiv

Der Trugschluss bei Schuldgefühlen ist häufig, dass sie einen positiven Effekt auf das Erziehungsverhalten oder das zukünftige Verhalten der Mutter haben. Ganz nach dem Motto: Je häufiger eine Mutter sich schuldig fühlt, desto häufiger wird sie sich danach anders verhalten.

 

Dr. Wolf verwirft diese These deutlich. Schuldgefühle verhindern nicht unbedingt eine Wiederholung und machen das Verhalten von Personen auch nicht ungeschehen. Zudem laden Mütter oftmals eine Schuld für ein Ereignis auf sich, für das sie selbst überhaupt nichts können oder zu dem sie nur teilweise beitragen. Der Grund dafür liegt darin, unrealistisch hohen Anforderungen an sich selbst zu stellen und sich weder Fehler noch Schwächen einzugestehen.

Schuldgefühle – Schluss damit

  1. Um Schuldgefühle zu umgehen, ist es erforderlich, zu erkennen woher sie kommen. Sie sind ein erlerntes Verhalten. Sie sind anerzogen. Dies betrifft die Erziehung der eigenen Kinder natürlich auch. (Schluss mit Bestrafung durch Ablehnung: „Mama ist ganz traurig, wenn du ihr keinen Kuss gibst.“ Die Botschaft dahinter: Du bist schuld und ein schlechtes Kind.)
  2. Wer sich Fehler und Schwächen zugesteht, wird weniger Schuldgefühle haben. Keine Familie, keine Mutter, kein Kind ist perfekt. Und muss es nicht sein!
  3. Eine Mutter ist nicht allein für die Harmonie im Zusammenleben zuständig. Denn: Das soziale Umfeld ist für seine Gefühle und sein Verhalten selbst verantwortlich!
  4. Die eigenen Gefühle und Wünsche sollten auch einen Raum haben und nicht hinten angestellt werden! Damit reduziert man die Gefahr, unangemessen zu reagieren.
  5. Statt sich selbst zu verurteilen: Nach den Ursachen für Fehler suchen und den Blick auf das positive lenken!

 

Berufstätige Mütter, die aus dem Grund der zeitlichen Einschränkung Schuldgefühle bekommen, sollten sich genauer überlegen, warum sie arbeiten und welche Vorteile dies mit sich bringt. Es ist wichtig sich zu vergewissern, dass man glücklich mit dem eigenen Lebensmodell ist und Verantwortung für seine Entscheidungen zu übernehmen. So kann die verfügbare Zeit mit dem Kind qualitativ genutzt werden – die Quantität ist dann zweitrangig.
Der praktische Tipp: In der nächsten Situation, in der Sie Schuldgefühle empfinden, gehen Sie diese 3 Schritte und übernehmen Sie die Verantwortung für ihr Verhalten, ohne sich zu verurteilen:

 

  1. Überlegen Sie, wie es zu dem Verhalten gekommen ist
  2. Wie könnten Sie den Fehler wiedergutmachen?
  3. Wie können Sie den Fehler in Zukunft verhindern

 

Zur Person:

Dr. Doris Wolf lebt und arbeitet als diplomierte Psychologin in Mannheim, Deutschland, und veröffentlichte zum Thema das Buch: Wenn Schuldgefühle zur Qual werden. PAL Verlag, Mannheim. Weiter gibt sie auf ihrer Homepage PsychoTipps auch online Hilfestellung und psychologische Beratung durch Selbsthilfe Strategien bei psychischen Problemen.

 



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