Kindererziehung: Wenn Eltern streiten

Kindererziehung: Wenn Eltern streiten

Bei Mama so, bei Papa so

Uneinigkeit zwischen Eltern um Erziehungs- und Alltagsfragen kommt häufig vor. Wie können Eltern mit Differenzen umgehen, ohne dass ihre Kinder die Leidtragenden sind?

Zwei Menschen, zwei Meinungen: Dieses Prinzip macht auch vor Eltern nicht Halt. Das Konfliktpotential, das in Paarbeziehungen existiert, erweitert sich um bislang unbekannte Aspekte, wenn aus einem Liebespaar Mutter und Vater werden. An Anlässen für Uneinigkeiten mangelt es nicht: „Du verwöhnst unsere Tochter viel zu sehr!“, „Alle Aufgaben im Haushalt bleiben an mir hängen!“, „Im Kinderzimmer herrscht Chaos! Kein Wunder, wenn du selbst immer so unordentlich bist!“.

Der Stress, unter dem insbesondere berufstätige Eltern stehen, die Job, Familie und Haushalt managen müssen, ist oft recht groß und das macht es nicht unbedingt einfacher, Differenzen im Alltag zu vermeiden. Reibereien und Gereiztheit sind daher keine Seltenheit.

Akzeptieren Sie, dass Sie unterschiedlich erziehen

Dass Sie sich nicht in allen Erziehungsfragen immer zu hundert Prozent einig sind, muss nicht bedeuten, dass ein Elternteil besser oder schlechter erzieht als der andere. Ihre Kinder erfahren dadurch, dass nicht überall die gleichen Regeln existieren und die gleichen Dinge erlaubt bzw. verboten sind. Der Kontakt mit unterschiedlichen Erziehungsstilen – bei Mama und Papa, bei den Großeltern oder den Erziehern in der Kita – kann sogar das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken, denn es lernt, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Ideale, Ansichten und Vorstellungen haben. Wichtig ist dabei, dass Ihr Kind weiß, woran es bei Ihnen ist und Sie ihm ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit vermitteln.

Leugnen Sie Streit nicht vor Ihren Kindern

Kinder sind sehr sensibel und spüren sofort, wenn etwas nicht stimmt. Daher ist es auch nicht ratsam, Ihrem Kind weiszumachen, dass bei Mama und Papa alles im Reinen ist. Wenn Ihr Kind zu Recht Differenzen zwischen Ihnen vermutet oder direkt Zeuge der Auseinandersetzung ist, sollten Sie Ihrem Kind altersgerecht erklären, dass seine Mutter und sein Vater gerade nicht einer Meinung sind – und dass das hin und wieder ganz normal ist. Wenn Sie den Ärger Ihrem Kind gegenüber abtun, verunsichern Sie es nur, da es sich nun in seiner Vorstellung möglicherweise weitaus schlimmere Dinge ausmalt und noch dazu das Gefühl bekommt, seiner eigenen Wahrnehmung nicht trauen zu können.

Formulieren Sie Wünsche, anstelle von Vorwürfen

„Immer machst du…!“, „Nie willst du…!“, „Wenigstens dieses eine Mal hättest du doch…!“. Vermeiden Sie es, Kritik so zu formulieren, denn auf diese Weise entziehen Sie jeder konstruktiven Auseinandersetzung mit Ihrem Gegenüber direkt den Boden. Sie vermitteln Ihrem Partner/Ihrer Partnerin das Gefühl, einfach nichts richtig zu machen – und dies ist keine gute Grundlage, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Versuchen Sie, Ihre Kritik nicht als Vorwurf, sondern als Wunsch an Ihr Gegenüber zu formulieren. Anstatt zu sagen: „Nie bereitest du das Mittagsessen für unsere Kinder zu!“, formulieren Sie Ihr Anliegen besser so: „Ich würde mir wünschen, dass du an einigen Tagen in der Woche das Mittagessen für die Kinder kochst.“

Suchen Sie das Gespräch miteinander

Wenn Sie etwas stört, sollten Sie rechtzeitig mit Ihrem Partner sprechen, damit sich nicht viele kleine Meinungsverschiedenheiten zu einem großen Streit aufstauen. Im oft turbulenten Alltag bietet sich nicht immer die Gelegenheit, in Ruhe über alles zu sprechen. Doch auch in stressigen Phasen sollten Sie sich die Zeit nehmen, in ruhiger und entspannter Atmosphäre über Unstimmigkeiten in Erziehungsfragen zu reden und sich bemühen, einen Kompromiss zu finden.

Nehmen Sie Ihrem Kind seine Ängste

Für Sie und Ihren Partner ist ein Streit schon keine angenehme Situation, doch Ihr Kind leidet unter Umständen noch viel mehr unter dem Ärger und der schlechten Stimmung zu Hause. Ihr Kind hat möglicherweise Angst, dass Sie sich trennen könnten und sucht die Schuld für Ihren Streit bei sich. Gehen Sie auf Ihr Kind zu und erklären Sie ihm, dass es nicht beunruhigt zu sein braucht, wenn Mama und Papa nicht einer Meinung sind und dass es ganz normal ist, dass man ab und zu streitet. Ihr Kind sollte wissen, dass die Differenzen zwischen Ihnen und Ihrem Partner nichts damit zu tun haben, dass sowohl Papa als auch Mama es lieben.

Ziehen Sie Ihr Kind nicht zwischen die Fronten

Beide Elternteile haben sehr wahrscheinlich unterschiedliche Ansichten darüber, wie ein Kind am besten erzogen werden sollte – jeder hat schließlich in seiner eigenen Kindheit andere Erfahrungen gemacht. Wenn Sie und Ihr Partner in grundsätzlichen Erziehungsfragen aneinandergeraten, sollten Sie niemals versuchen, Ihr Kind auf eine Seite zu ziehen. Fragen wie „Du findest es doch auch besser, so wie Mama das macht, nicht wahr?“, „Der Papa ist viel lieber zu dir, stimmt doch?“. Mit solchen Fragen bringen Sie Ihr Kind in einen Loyalitätskonflikt. Eltern sollten nicht von Ihrem Kind verlangen, Partei für eine Seite zu ergreifen oder als eine Art Schiedsrichter den Streit zu schlichten.

 

Streit kommt im wahrsten Sinne des Wortes in den besten Familien vor und macht aus Ihnen noch lange keine Rabeneltern. Wenn beide Parteien respektvoll miteinander umgehen und die Konflikte vernünftig lösen, können Eltern gestärkt aus den Meinungsverschiedenheiten hervorgehen.





Kommentare
  1. Kindererziehung: Wenn Eltern streiten
    Schneefuchs28 | Donnerstag,Juni 29.2017

    Respekt ist denke ich sowieso das A und O für jeden Umgang. Streit lässt sich auf Dauer fast nicht vermeiden. Aber dem anderen noch in die Augen schauen zu können in jeder Situation und nach jedem bösen Wort, das gefallen ist, muss das Ziel jedes Handelns sein. Ansonsten kann man früher oder später den Rechtsanwalt für Erbrecht, Familienrecht, Strafrecht holen..

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