Um ein wenig Klarheit in das Begriffswirrwarr zu bringen, erklären wir hier die Bedeutung einzelner Begriffe rund um das Thema Inklusion.
Was bedeutet Inklusion?
Der Begriff Inklusion stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „einschließen“ oder „einbeziehen“. Soziologisch betrachtet, beschreibt die Inklusion ein Gesellschaftskonzept, in dem sich jeder Mensch unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, Nationalität, Bildung und einer eventuellen Behinderung, zugehörig fühlen kann. In einer sogenannten inklusiven Gesellschaft wird niemand ausgegrenzt und Unterschiedlichkeit nicht bloß toleriert, sondern als selbstverständlich betrachtet. „Normal“ ist nur, dass alle Menschen unterschiedlich sind und eben auch unterschiedliche Bedürfnisse haben. In der UN-Behindertenrechtskonvention ist Inklusion als Menschenrecht festgeschrieben. Deutschland hat diese Vereinbarung 2006 zwar unterzeichnet, der Weg zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft ist jedoch noch lang.
Worin besteht der Unterschied zwischen Inklusion und Integration?
Obwohl die beiden Begriffe oft als Synonyme füreinander verwendet werden, bedeuten sie nicht dasselbe. Der große Unterschied zur Inklusion besteht darin, dass bei der Integration ein Mensch mit besonderen Bedürfnissen in ein bereits bestehendes System aufgenommen wird. Das System passt sich nicht extra dem Menschen mit dem besonderen Bedarf an, sondern nimmt ihn auf und bezieht ihn in ein Umfeld mit ein, das seinen Bedürfnissen eigentlich nicht gerecht wird. Vom diesem Menschen wird erwartet, dass er sich anpasst. Die Integration ist Individuum-zentriert, während bei der Inklusion die Gesamtheit aller Mitglieder von Bedeutung ist. Keiner soll ausgeschlossen werden.
Die Inklusions-Expertin Lisa Reimann erklärt den Unterschied zwischen den beiden Begriffen wie folgt: „Während es bei der Integration viel um das ,Dazuholen‘ ging, wird bei der Inklusion Vielfalt zum Normalfall und die Teilhabe aller selbstverständlich. Es geht nicht mehr darum, jemanden einzugliedern, wenn von Anfang an sowieso alle dabei sind. Das Grundverständnis ist nicht ,Pass dich an, dann gehörst du dazu‘ sondern: Wir schaffen Bedingungen, damit alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können – unabhängig von Behinderung, Geschlecht, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Herkunft, Religion/Weltanschauung usw.“
Inklusion im Kindergarten
Ein Ziel der Inklusion ist es, dass alle Menschen Anspruch auf den gleichen Zugang zu Bildung haben müssen. Dazu zählt natürlich auch, dass Kinder mit einer Behinderung die gleichen Chancen haben sollten wie Kinder ohne eine Behinderung. Daher beginnt Inklusion nicht erst in der Schule, sondern bereits im Kindergarten. Viele Kitas nehmen bereits Kinder mit und ohne Handicap auf, jedoch stoßen besonders Eltern schwerbehinderter Kinder auf große Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Kitaplatz.
Inklusion in der Schule
Was idealerweise schon im Kindergarten begonnen hat, soll in der Schule fortgeführt werden. Inklusion bedeutet nicht, dass Kinder mit Behinderungen speziell gefördert werden, sondern dass ein gemeinsames und individuelles Lernen für alle Schülerinnen und Schüler stattfindet. „Kein Kind darf mehr gegen seinen Willen auf eine Förderschule überwiesen werden. Die notwendige Unterstützung muss gewährt werden. Anders ausgedrückt: Die Hilfe muss dem Kind folgen, nicht das Kind der Hilfe“, bekräftigt Lisa Reimann. In einer inklusiven Schule unterstützen Sonderpädagoginnen und -pädagogen alle Kinder sowie die Klassenlehrer und -lehrerinnen.
Was tun Schulbegleiter/innen und Inklusionshelfer/innen?
Sie haben viele Namen. So werden sie auch Schulassistenz, Individualbegleiterinnen oder teilweise synonym gebraucht auch Integrationshelfer genannt. An Förderschulen sind häufig ausreichend viele Assistenzkräfte beschäftigt, während an allgemeinen Schulen noch ein Fachkräftemangel herrscht.
Die begleitende Fachkraft ist kein Lehrerersatz, sondern sorgt für das Wohlbefinden des Schulkindes. Dazu gehören beispielsweise die Orientierung im Gebäude oder die Kommunikation mit Lehrkräften und anderen Schulkindern . Hierfür sitzen Schulbegleiter mit im Klassenzimmer und stellen sich auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes ein. Ziel ist der allgemeinbildende Schulabschluss des Schützlings und die Ermöglichung eines selbstbestimmten Alltagslebens.
Zur Person Lisa Reimann
Lisa Reimann ist freie Dozentin für Inklusion und Bloggerin. Auf www.inklusionsfakten.de stellt sie Vorbehalten gegenüber inklusiver Bildung Fakten, Best-Practice-Beispiele, die Menschenrechtsperspektive und Quellen zu Bildungsstudien entgegen.
Guten Tag Frau Reimann Ich habe momentan ziemlich viele Probleme in der Schule! Würde gern mit Ihnen in Kontakt treten! Wäre schön wenn sie sich bei mir melden würden Mit freundlichen Grüßen Katja
Sehr geehrte Frau Reimann,Sie scheinen für mich genau die perfekte Fachkraft in Bezug auf Integration/Inklusion zu sein. Bitte geben Sie mir einen Rat.Ich arbeite an einer Grundschule mit integriertem Schulhort. Da unsere Schule sowie der Hort aber auch die Kindergärten aus allen Nähten platzen, werden zur Zeit Überlegungen getroffen eine Kitagruppe in unseren Schulhort zu verlagern. Fakt ist, die Bedingungen sind folgendermaßen:Der Hort hat eine Kapazität von 60 Kindern, hat zur Zeit an die 100 Kinder und muss deshalb sogar in unsere Klassenräume ausweichen.Nun sollen auch noch KitaKinder dazukommen. Mir wird himmelangst, wenn ich an die kleinen Mäuse denke. Selbst, wenn ich nur an unsere Schülerzahlen Klasse 1 bis 6 oder an die Sanitäranlagen u.s.w. denke, kann ich mich mit diesem Gedanken der Integration gar nicht identifizieren.Können Sie mir bitte Argumente und Bedingungen für diese Art der Integration (Für und Wider)geben. Das wäre echt hilfreich.Vielen Dank