Jeder kann… seinem Kind den Schulbeginn erleichtern

 

Nico, der 6-jährige Sohn einer Freundin, kam an seinem zweiten Schultag schlecht gelaunt mit einem mürrischen Gesichtsausdruck aus der Schule. „Was ist denn los, mein Schatz“, fragte seine Mutter. „Warum bist du so schlecht drauf?“.  Nicos Antwort: „Da brauche ich gar nicht mehr hinzugehen. Wir sollten heute das „i“ lernen. Aber das kenne ich doch schon!“. Aber: Wenn Kinder schon am zweiten Schultag keine Lust mehr haben, wie soll man sie nach den Ferien wieder zum Schulalltag motivieren?

Keine Panik…

Die beliebtesten Beschwerden von Kindern über die Schule lauten: „Es ist so langweilig“- „Die anderen ärgern mich immer“ – „Die Lehrerin ist so gemein“- „Die Hausaufgaben sind blöd“. Am Ende des Schuljahres ist bei vielen Kindern einfach die Luft raus. Die Freude auf die Ferien ist riesengroß, ebenso wie die Erleichterung, dass das Schuljahr geschafft ist.

Freude statt Frust

Und am Ende der Ferien? Auch wenn sie es nicht zugeben würden: Die meisten Kinder freuen sich nach der langen Pause auf die Schule. Insgeheim ist ihnen doch etwas langweilig, und sie vermissen ihre Freunde und den regelmäßigen Tagesablauf. Kurz vor dem ersten Tag im neuen Schuljahr wird der Schulranzen mal wieder so richtig ausgemistet und aufgeräumt. Es werden neue, saubere Hefte mit glatten, unverknickten und bunten Umschlägen eingepackt. Die nagelneuen Ordner und die selbst angeschafften Bücher sehen noch so glänzend und unverbraucht und fast einladend aus. Da stellen sich die guten Vorsätze von selbst ein: „Diesmal werde ich meinen Ranzen immer so ordentlich halten. Und meine Arbeitsblätter einsortieren. Und die Hefte ordentlich führen. Und die Hausaufgaben eintragen…“.

Aber, pssst!

Mir hat zwar noch nie ein Kind erzählt, dass es sich nach den Ferien auf den Unterricht freut oder darauf, viele interessante Dinge zu lernen. Das wäre ja auch völlig „uncool“. Trotzdem gibt es bei vielen Kindern vor dem ersten Tag im neuen Schuljahr eine Mischung aus Spannung und froher Erwartung. Die Eltern müssen gar nichts Besonderes machen. Sie können ihrem Kind beim Ordnen und Aufräumen helfen und ihm Mut machen, dass ein neuer Anfang immer eine neue Chance bedeutet. Mehr nicht. Das neue Schuljahr ist genau so normal wie eine neue Jahreszeit oder wie ein neues Lebensjahr.

 …und wenn doch?

In meiner Praxis habe ich mit Kindern zu tun, die unter Schulangst leiden und sich nur mit Mühe und „Bauchschmerzen“ zur Schule aufraffen können. Für diese Kinder dürfte es am besten gar keine Ferien geben. Je länger die Pause von der Schule war, desto schwieriger ist es für sie, sich dem angstbesetzten Thema wieder zu stellen. Der Neustart nach den langen Sommerferien ist für sie ganz besonders schwer.

 

Die Ursachen können unterschiedlich sein. Oft spielen Konflikte mit den Gleichaltrigen eine Rolle. Manchmal geht es um Mobbing, manchmal um Familienkonflikte, manchmal um Überforderung, manchmal machen sich die Kinder auch völlig unbegründete Sorgen und grübeln pausenlos darüber nach, was in der Schule alles Negatives passieren könnte.

Aktiv zuhören und unterstützen

Sie sind als Eltern gut beraten, wenn Sie sich Ihrem Kind auch schon während der Ferien immer wieder als Gesprächspartner anbieten und gut zuhören. Nehmen Sie die Ängste und Sorgen Ihres Kindes ernst und zeigen Sie ihm das. Bieten Sie Hilfe und Unterstützung an. Zudem kann es Sinn machen, sich mit dem Lehrer Ihres Kindes sowie anderen Stellen in der Schule (Vetrauenslehrer, Schulpsychologe) zu besprechen wenn es Ihrem Kind schlecht geht.

 

Aber bleiben Sie fest: Der Schulbesuch selbst darf nicht in Frage gestellt werden. Alle Kinder gehen zur Schule. Daran gibt es nichts zu rütteln. Bei extremer Schulangst mit Schlafstörungen und körperlichen Beschwerden zögern Sie nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Die Ursachen der Ängste müssen gefunden und behoben werden.

 

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