Hundebegegnung

Hundebegegnungen mit jedem Hund entspannt meistern

Tipps für Hundebetreuer

Was machen Sie, wenn ein fremder Hund auf Sie und Ihren zu betreuenden Hund zukommt? Hundetrainerin Christin Lange von Dog It Right gibt Tipps.

Hundebegegnungen

Wenn Sie einen Hund betreuen, den Sie noch nicht kennen, sind Hundebegegnungen besonders schwer einzuschätzen. Sie kommen dem ersten fremden Hund entgegen und müssen entscheiden, wie Sie sich verhalten. Jede Hundebegegnung ist eine Herausforderung! Denn Interaktionen mit Artgenossen rufen bei fast allen Hunden Aufregung hervor. Manche freuen sich, manche haben Angst, manche sind aufgeregt. Dementsprechend verhalten sie sich auch ganz unterschiedlich. Einige weichen aus, andere ziehen an der Leine, manche bellen, knurren oder springen.

Sie tragen die Verantwortung.

Egal, welchen Typ Hund Sie betreuen, Sie tragen die Verantwortung

  • für den Hund
  • für sich selbst
  • für die Hunde, denen Sie begegnen
  • für die Zukunft des Hundes. Denn jede Hundebegegnung ist ein Lernerlebnis. Jede Hundebegegnung hat Einfluss darauf, wie ein Hund sich zukünftig gegenüber anderen Hunden verhalten wird.

Mit den nachfolgenden Tipps sorgen Hundebetreuer dafür, dass jede Hundebegegnung entspannt abläuft:

Nutzen Sie Signale & Kommandos, die der Hund kennt.

Haben Sie schon einmal einen Hund in einer wichtigen Situation gerufen und er kam nicht? Sicher haben Sie sich ein Signal gewünscht, auf das er definitiv reagieren würde, egal wie groß die Ablenkung ist. Erfragen Sie bei seinem Herrchen die Signale, die der Hund kennt. Am wichtigsten ist der Name des Hundes und das Rückrufsignal. Wahrscheinlich kennen Sie den Namen, aber rufen die Menschen ihn im Ernstfall auch so? Nutzen sie stattdessen einen Spitznamen? Fragen Sie genau nach!

Benutzen Sie das Rückrufsignal nicht ständig auf dem Spaziergang, sondern heben Sie es sich für wirklich wichtige Situationen auf. Am besten üben Sie es vorher mit dem Hund in einer ablenkungsarmen Umgebung und belohnen ihn reichlich, zum Beispiel mit mehreren Leckerlis und stimmlichem Lob. So laden Sie das Signal nochmal auf und üben für den Ernstfall gemeinsam mit dem Hund. Sollten Sie einen Hund mehr als einmal betreuen, können Sie das Rückrufsignal von Mal zu Mal weiter stärken. Wie Sie dabei am besten vorgehen, erfahren Sie im kostenlosen Dog It Right Videotraining zum sicheren Rückruf.

Kommunizieren Sie klar und freundlich.

Ein „Nein!” oder das Zurückziehen an der Leine sorgt für Stress. Der Hund weiß in diesen Situationen nicht, wie er es besser machen kann. Sobald ein anderer Hund auftaucht, sollten Sie dem zu betreuenden Hund freundlich zeigen, was er tun soll. Loben Sie ihn, wenn er bei Ihnen bleibt. Laden Sie ihn freundlich dazu ein mit Ihnen auszuweichen, wenn kein Kontakt stattfinden soll. Belohnen Sie ihn, während der andere Hund vorbeiläuft. So schaffen Sie eine gute Stimmung und arbeiten zusammen als Team, statt gegeneinander. Besonders am ersten Tag sollten Sie auf Nummer sicher gehen: Weichen Sie etwas weiter aus und beobachten Sie den Hund. Wenn er tiefenentspannt ist, können Sie den Abstand nach und nach verringern.

Belohnen Sie das gute Verhalten.

Viele Hunde mögen Leckerlis. Es spricht nichts dagegen, dass Sie den zu betreuenden Hund oft mit Futter belohnen, wenn er das Futter verträgt und Sie es von der Tagesration abziehen. Natürlich sollten Sie sich dabei an die Absprachen mit dem Halter richten und eventuell vorher nachfragen. Wenn ein Hund Sie noch nicht gut kennt, nehmen Sie auf die ersten Spaziergänge immer eine Handvoll Trockenfutter und ein paar hochwertige Leckerlis mit, zum Beispiel kleine Käsestücke. Erwarten Sie nicht, dass der Hund Ihnen blind vertraut. Sie müssen sich erst einspielen und Futterbelohnungen machen Spaß! Hier bekommen Sie 35 Ideen von Dog It Right für Belohnungen mit Futter.

Außer Futter sollten Sie noch mindestens drei weitere Belohnungen bereithalten. Fragen Sie die Menschen, welche drei Dinge der Hund besonders mag – Spielzeug, Rennen, Streicheln? Mit diesen Dingen können Sie den Hund belohnen, wenn er bei Ihnen bleibt, wenn er eine schwierige Hundebegegnung überstanden hat oder Sie können sie als Ablenkung nutzen.

Ausweichen und Ablenken sind erlaubt.

Viele Hunde brauchen zwei Dinge in einer Hundebegegnung: Zeit und Raum. Sie wollen den anderen Hund in Ruhe beobachten, den Geruch aufnehmen und herausfinden, worauf der andere Hund aus ist. Zeit und Raum fehlen oftmals, wenn der andere Hund direkt auf Sie zukommt. Erlauben Sie sich deshalb selbst, für Zeit und Raum zu sorgen. Sie erleichtern die Situation für Hund und Mensch und nehmen den Stress.

Scheuen Sie sich nicht davor auszuweichen, den Hund abzulenken oder sich gemeinsam hinter einem Auto oder Busch zu stellen, während der andere Hund vorbeiläuft. Keine Angst: Sie laufen nicht vor der Situation weg. Der Hund wird es Ihnen danken, wenn Sie ihm Schutz bieten. Viele Hunde brauchen nicht mehrmals am Tag Hundekontakt und müssen auch nicht jedem Hund „Hallo!” sagen.

Der größte Fehler: Er muss da jetzt durch!

Wenn Sie vorher schon vermuten, dass eine Hundebegegnung schwierig werden könnte, ist das NICHT der Moment, um mutig zu sein! Ersparen Sie sich selbst und dem Hund unnötigen Stress. Sie tun dem Hund nichts Gutes, wenn er durch stressige Situationen mit anderen Hunden „durch muss”. Vielmehr lernt er, dass es oft unangenehm wird, wenn andere Hunde auftauchen. Genau daran wird er sich auch erinnern, wenn er den nächsten Hund erblickt. Erlauben Sie sich auszuweichen oder den Hund abzulenken, um schwierige Situationen entspannt zu meistern.

Schaffen Sie ganz bewusst Entspannungsmomente.

Wählen Sie entspannte Spazierstrecken. Was wirklich entspannt ist, kommt ganz auf die Vorlieben und Herausforderungen des Hundes an. Reagiert er auf laute Geräusche und Bewegungsreize? Dann ist die Innenstadt nicht der richtige Ort. Erfragen Sie beim Hundehalter, wo die besten Entspannungsmöglichkeiten in der Nähe sind.

Auf jedem Spaziergang sollte es eine Pause geben. Egal, ob diese Pause nur eine Minute an einer spannenden Schnüffelstelle ist oder ob Sie sich eine halbe Stunde auf die Parkbank setzen und kuscheln. Zwingen Sie den Hund nicht zur Ruhe, indem Sie ihn sitzen oder liegen lassen. Ruhe kann nur im Hund selbst entstehen. Sie können die besten Rahmenbedingungen schaffen, indem Sie einen Ort fern von Stressoren auswählen.

Hundebegegnungen
Das Team von Dog It Right.

Über Christin Lange

Christin Lange ist Trainerin für Menschen mit Hund bei Dog It Right. Seit 2011 unterstützt Dog It Right Menschen mit „schwierigen“ Hunden im persönlichen Kompakttraining in Potsdam/Berlin, in Workshops und in Onlineprogrammen. “Wir sind davon überzeugt, dass mit einem glücklichen und entspannten Hund viele Probleme erst gar nicht entstehen.” Das Ziel von Dog It Right: ein glückliches und entspanntes Leben für alle Menschen und ihre Hunde.

Weitere interessante Artikel:

Hundebegegnungen





Kommentare
  1. Hundebegegnungen mit jedem Hund entspannt meistern
    Alexandra Lenzen | Montag,Mai 11.2020

    Vielen Dank für den Artikel! Was Frau Lange empfiehlt ist verhaltensbieologisch fundiert und ich kann es (aus eigener Erfahrung) nur unterschreiben. Vielleicht spricht sich ja allmählich herum, dass der Satz „das klären die Hunde am besten unter sich“ veraltet ist und vielleicht manchmal, aber eben nicht immer dstimmt.