senior woman and caregiver go walking outdoors

Wie Seniorenbetreuer gegen soziale Isolation älterer Menschen helfen

Datenanalyse bringt neue Erkenntnisse

Seniorenbetreuer leisten mit regelmäßigen Besuchen einen wichtigen Beitrag gegen das Einsamkeitsempfinden vieler älterer Menschen. Betreut.de untersucht die unterschiedliche regionale Nachfrage und das Potenzial der Seniorenbetreuung in einer Datenanalyse.

Ob jung oder alt – soziale Beziehungen sind so wichtig wie die Luft zum Atmen. Doch im Alter werden diese weniger. Lebenspartner, Freunde und Weggefährten erkranken oder sterben. Kinder oder Enkel leben vielleicht nicht in der Nähe und gesundheitliche Probleme erschweren die Teilnahme am sozialen Leben. Nach dem Deutschen Alterssurvey des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) erhält jeder vierte alte Mensch nur einmal im Monat Besuch von Freunden oder Bekannten. Viele ältere Menschen sehnen sich daher nach liebevollen Personen, die Zeit mit ihnen verbringen. Angehörige, die oftmals selbst durch familiäre und berufliche Aufgaben ausgelastet sind oder weiter entfernt leben, können dies nicht immer leisten.

In diesem Fall ist die sogenannte Seniorenbetreuung eine gute Lösung. Seniorenbetreuer – auch Seniorenassistenten, Alltags- oder Seniorenbegleiter genannt – stehen älteren Menschen zur Verfügung, die noch zu Hause leben können, aber im Alltag ein wenig Unterstützung benötigen. Sie sind keine Betreuer im Sinne eines gesetzlichen Vormunds und auch keine ausgebildeten Pflegekräfte oder Pflegehelfer. Dies bedeutet, dass sie die von ihnen betreuten Senioren nicht rechtlich vertreten oder medizinisch versorgen. Vielmehr fungieren sie als eine Art Gesellschafter, die den Tagesablauf mitgestalten, mit dem Ziel, die Senioren möglichst lange körperlich und geistig aktiv zu halten.

Betreut.de hat die Leistungen des Seniorenbetreuers und das damit verbundene Potenzial für ältere Menschen und ihre Familien in einer Auswertung unternehmensinterner Daten einmal genauer unter die Lupe genommen.

Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:

  • Seniorenbetreuung ist eine Herzensangelegenheit: 77% der Betreuungsanbietenden sehen es als ihre Hauptaufgabe, ältere Menschen in ihrer Freizeit zu begleiten und für sie da zu sein.
  • Einsamkeit ade: Seniorenbetreuung wird vielerorts bereits von zahlreichen engagierten Betreuern angeboten. Doch Bekanntheit und Nutzung dieser besonderen Betreuungsform unterscheiden sich bundesweit sehr.
  • In Bergisch Gladbach nehmen Familien das Angebot an Seniorenbetreuung deutschlandweit am stärksten in Anspruch.

Unterstützer mit Herz

Einsamkeit ist für viele Menschen eine sehr stressvolle Erfahrung, die mit erheblichen Gesundheitsrisiken verbunden ist. Medizinischen Studien zufolge soll Einsamkeit etwa das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz und Depressionen erhöhen. Indem Seniorenbetreuer regelmäßige Besuche abstatten, den Senioren aufmerksam zuhören und sich mit ihnen beschäftigen, leisten sie eine wichtige Hilfe zur Vorbeugung zukünftiger oder Verlangsamung bestehender Krankheitsverläufe. Und das ist den Betreuungsanbietenden offenbar selbst ein echtes Herzensanliegen: 77% der Seniorenbetreuer auf Betreut.de bieten an, die älteren Menschen aktiv in ihrer Freizeit zu begleiten. Fast genauso viele sind zudem bereit, den Senioren tatkräftig unter die Arme zu greifen, sei es durch diverse Leistungen im Haushalt (75%), die Erledigung von Einkäufen (75%), oder die Zubereitung von Mahlzeiten (63%).

Bundesweit deutliche Unterschiede in der Verbreitung von Seniorenbetreuung

Das Potenzial der Seniorenbetreuung ist also recht vielseitig und bewirkt nicht zuletzt eine Erleichterung für ältere Menschen, sondern auch eine Entlastung der Angehörigen. Die weitere Analyse zeigt jedoch, dass sich Bekanntheit und Nutzung privater Seniorenbetreuung in Deutschland ganz unterschiedlich verteilen.

In Bergisch Gladbach, Rostock und Reutlingen nehmen Familien das Angebot an Seniorenbetreuung deutschlandweit am stärksten in Anspruch. In anderen Städten – allen voran Mannheim, Halle an der Saale und Oberhausen – ist die Anstellung eines Seniorenbetreuers noch weniger verbreitet.

Insgesamt ist in 55 von 68 untersuchten Städten das Angebot von Seniorenbegleitern im Verhältnis zur Anzahl der Jobs mindestens ausgewogen. Wer für ältere Angehörige eine entsprechende Unterstützung sucht, hat also vielerorts gute Erfolgschancen.

Ein Job mit Sinn

Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung der Seniorenbetreuung angesichts des demografischen Wandels in den kommenden Jahren weiterhin zunehmen wird. Katrin Lewandowski, Familienexpertin bei Betreut.de, stellt dabei neben dem gesellschaftlichen Wert, auch das Potenzial für die einzelnen Betreuungsanbietenden heraus: „Seniorenbetreuung ist nicht nur ein Job mit Zukunft, sondern auch eine sinnstiftende und erfüllende Tätigkeit. Für viele ältere Menschen werden ihre Betreuer wichtige Bezugspersonen. Es ist eine berührende Erfahrung zu sehen, wie die Senioren wieder aufblühen und neue Kräfte mobilisieren. Nicht selten entstehen sogar echte Freundschaften.“

Da der Seniorenbetreuer keine pflegerischen Leistungen, wie etwa der Altenpfleger, erbringt, setzt diese Tätigkeit keine umfassende Berufsausbildung voraus, sondern nur eine zertifizierte Qualifizierung. Sie ist daher auch für alle Quereinsteiger, die gerne mit Menschen arbeiten, eine interessante Option.

Die Weiterbildung zum Seniorenbetreuer kann bei verschiedenen Bildungsträgern absolviert werden. Mittlerweile gibt es sogar berufsbegleitende (Online)Kurse über Fernschulen, wie der ils oder der Fernakademie für Erwachsenenbildung.

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Methode

Die Auswertung basiert auf unternehmensinternen Daten von Betreut.de aus dem Jahr 2018.

Der Angebot- und Nachfrage-Vergleich bezieht sich auf die Anzahl der ausgeschriebenen Jobs im Verhältnis zur Anzahl an verfügbaren Seniorenbetreuern in insgesamt 68 Städten in Deutschland. Je mehr Jobs pro Betreuer, desto größer die Nachfrage.

Um realistische Ergebnisse zu erzielen, wurden alle Städte mit weniger als 20 verfügbaren Jobs und weniger als 20 jobsuchenden Seniorenbetreuern aus dem Ranking ausgeschlossen.



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