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Kinder stressfrei ins Bett bringen

So schlafen Kinder gut ein

Wenn sich der Tag dem Ende neigt und die Schlafenszeit beginnt, scheinen viele Kinder aktiver denn je zu sein. So klappt es mit dem Zubettgehen.

Kinder ins Bett bringen

Am Ende eines jeden (aufregenden und erlebnissreichen) Tages haben Eltern oder auch Kinderbetreuer die Aufgabe, die Kinder ins Bett zu bringen. Doch die Kleinen machen mal wieder nicht im geringsten den Eindruck, auch nur annähernd müde zu sein? Damit das Zubettgehen kein mehrstündiges Ereignis wird, sollten Sie diese Expertentipps befolgen.

Schon tagsüber gesunden Schlaf vorbereiten

Nora Imlau, Journalistin, Autorin und selbst Mutter, legt allen Eltern und Kinderbetreuern folgende Faustregel ans Herz: „Kinder schlafen nachts gut, wenn tagsüber alle Bedürfnisse erfüllt worden sind.“ Dazu gehört u.a. das tägliche Rausgehen, für Babys ebenso wie für ältere Kinder. Ein erfüllter Tag, an dem verschiedenen Bedürfnissen des Kindes Rechnung getragen wurde, fördert einen erholsamen Schlaf. Das bedeutet, Babysitter und Eltern sollten darauf achten, dass sich die Gewichtung zwischen Aktiv- und Ruhephasen beim Tagesprogramm die Waage hält. Ruhephasen müssen nicht unbedingt Schlaf bedeuten. Auch ruhige Minuten mit dem Lieblingsbuch oder ein paar Kuscheleinheiten tanken den Energiespeicher eines Kindes wieder auf.

Bedenken Sie vor allem für den Abend: „Die Schlafenszeit beginnt schon etwa eine Stunde vor dem Einschlafen.“ Nora Imlau betont außerdem, dass jeder Körper rein physiologisch eine gewisse Zeit braucht, um herunterzufahren und das muss nicht unbedingt im Bett geschehen. Schlafmedizinerin Barbara Schneider meint ebenfalls: „Aufregende Aktivitäten vor dem Zubettgehen sollten vermieden und belastende Themen bereits früher am Tag besprochen werden.“

Absprachen mit Kita und Betreuer treffen

Viele Eltern sind besorgt, wenn ihr Kind zum ersten Mal in Obhut anderer Menschen schlafen soll. Das beginnt häufig mit Eintritt in die Kita. Nora Imlau beruhigt: „Da unterschätzen viele Eltern den Herdeneffekt.“ Ihr Kind ist in dieser Situation nicht allein. Es schläft ja in der Gruppe. Und Kinder lieben es, unter anderen Kindern zu sein. Sie machen gern mit, wenn alle mitmachen. Manche Eltern möchten die Strategien, die zuhause angewendet werden, von der Kita oder dem Babysitter übernommen sehen. Jedoch nicht jede Betreuungseinrichtung kann dies leisten. Dennoch können Sie mit den Erziehern darüber sprechen. Kinder, die beispielsweise zum Einschlafen viel Ruhe brauchen, können bereits etwas früher hingelegt werden, damit sie schon schlafen, wenn die anderen Kinder in den Schlafraum kommen. Auch mit Ihrem Babysitter können Sie besprechen, dass Ihr Kind zum Einschlafen das vertraute Kuscheltier oder eine Milchflasche bekommt. In jedem Fall sollten alle Betreuungspersonen im Umfeld des Kindes über die Schlafgewohnheiten und -zeiten aufgeklärt sein.

Kinder ins Bett bringen

Abendrituale einführen

Die Abläufe vor dem Zubettgehen sollten stets eingehalten werden, um das Kind nicht zu verwirren. „Wenn es an die Gute-Nacht-Rituale geht, dürfen Betreuer aber etwas kreativer sein“, so Imlau. Kinder können zumeist zwischen Kita und daheim, zwischen Oma und Mama oder Papa und Babysitter unterscheiden. Deswegen ist es oft besser, wenn Betreuungspersonen ihr eigenes Einschlafritual konzipieren. Wenn Babysitter die gleichen Lieder wie Eltern singen, dann erscheint dies dem Kind eher wie eine Kopie von jemandem, der aber eigentlich nicht da ist. Dabei „können Kinder durchaus flexibel sein und Rituale an bestimmte Personen knüpfen“, erklärt Nora Imlau. Das gilt übrigens auch für Mütter und Väter. Wenn Mama vor oder bei dem Einschlafen stillt, bedeutet das nicht, dass Papa sein Kind nicht beim Einschlafen unterstützen kann. Jeder Vater kann sein eigenes Abendritual haben, das das Kind als genauso schön empfindet.

Schlafen in fremder Umgebung erleichtern

Grundsätzlich sieht Nora Imlau einen Trend weg von der Einstellung, Kinder könnten nur daheim in ihrem Bett und mit ihrer Spieluhr als Einschlafhilfe zur Ruhe kommen. Solange eine vertraute Person präsent ist, gibt es selten Probleme mit dem Einschlafen, so zum Beispiel im Urlaub oder unterwegs bei Freunden. Dennoch brauchen Kinder in fremden Umgebungen mehr Hilfe, wenn sie ihren Eltern nicht nahe sind. „Je weniger Vertrautheit, desto mehr Begleitung brauchen Kinder beim Schlafen“, fasst sie zusammen. Hier helfen Hilfsmittel wie etwa das Tragetuch, das Lieblingskuscheltier oder der Schlafsack bzw. die Decke, die nach dem Zuhause riecht.

Eine ideale Schlafumgebung schaffen

Was sonst daheim gilt, gilt natürlich auch in einer neuen Schlafumgebung. Basis eines gesunden Schlafverhaltens von Kindern und Babys ist laut Dr. Wiater, Chefarzt der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein in Köln, die ruhige, abgedunkelte Schlafumgebung. Schlafmedizinerin Barbara Schneider definiert: „Das Bett sollte ein Ort zum Wohlfühlen sein. Fernseher, Computer, Tablets oder Handys sollten sich nicht im gleichen Zimmer befinden, in dem die Kinder schlafen.“ Gründe hierfür sind zum einen, dass dies zum Gebrauch verleiten könnte und zum anderen unterdrückt das blauwellige Licht des Displays die Ausschüttung des Botenstoffes Melatonin, der zum Einschlafen benötigt wird. Zuletzt sollten sich Eltern darauf einstellen, dass ein Kind nach einiger Zeit der Abwesenheit auch daheim wieder eine kleine Eingewöhnungszeit braucht. Nora Imlau unterstützt ihre Kinder selbst in dieser Situation „ganz unaufgeregt mit kleinen Hilfen“, wie sie sagt: Sie erklärt z.B. beim Verlassen des Kinderzimmers, was sie jetzt macht und dass sie noch einmal hereinschaut, wenn sie beispielsweise die Wäsche aufgehängt hat. So suggeriert sie ihren Kindern, dass sie nicht allein sind.

Zu unseren Experten:

Nora Imlau ist Fachautorin und Journalistin für Familienthemen und schreibt regelmäßig für die Zeitschrift „Eltern“. Sie ist selbst Mutter zweier Mädchen und tauscht sich auch über ihre Webseite mit anderen Eltern und Experten aus.

Barbara Schneider arbeitet als Kinder- und Jugendärztin im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut. Sie ist zudem zertifizierte Schlafmedizinerin und leitet das Zentrum für Neuropädiatrie und Schlafmedizin.

Dr. Alfred Hubert Wiater ist Chefarzt der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein in Köln, Lehrbeauftragter der Universität zu Köln und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).


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