Vitalität im Alter einschätzen
Christian Schobeß ist seit vielen Jahren Altenbegleiter und Betreuungsperson in Berlin. Seiner Meinung nach ist für eine gute Fitness der alternden Eltern vor allem eines wichtig: „Dass sie in Maßen Sport treiben und sich gesund ernähren“. Sie können auf die Vorlieben Ihrer Eltern achten und direkt nachfragen, was sie die Woche über gegessen haben und wie sie sich fit halten. So bekommen Sie ein erstes Bild der Lebensweise Ihrer älteren Angehörigen. Hin und wieder darf laut Schobeß „ein Glas Rotwein bzw. Bier auch einmal zum Genuss gehören.“ Also alles in Maßen.
Betreuungsbedürftig? Warnsignale erkennen
Abgesehen von diesen Grundsatzfragen der Ernährung und Lebensweise sollten Sie als Angehörige auch noch auf andere Anzeichen achten, so die Münchner Seniorenbetreuerin Claudia Brockmeier. Die examinierte Krankenschwester mit mehreren Jahrzehnten Berufserfahrung in Krankenhäusern, Altenheimen sowie bei ambulanten Pflegediensten empfiehlt, zu beobachten, ob die (Groß-)Eltern zunehmend wichtige Dinge vergessen. Dabei geht es nicht um kurzfristige Gedächtnislücken aufgrund von Stress, sondern um länger anhaltenden Gedächtnisverlust. Herr Schobeß fügt hinzu: „Wenn sie nicht mehr wüssten, wer sie sind, wo sie wohnen oder wer ich bin, wären das klare Warnsignale für mich.“
Beobachten Sie zudem, ob sich die körperliche Beweglichkeit des Seniors seit Ihrem letzten Treffen merklich verschlechtert hat: Fällt der Griff zur Kaffeetasse schwer? Kommen die Eltern noch Treppen ohne große Probleme hinauf? Schobeß weiß, im schlimmsten Fall können ständige „Schwächezustände oder ein Schlaganfall die Ursache für deutlich abfallende Beweglichkeit“ sein. Frau Brockmeier ergänzt um ein weiteres Extrem: Choleriker sollten hinsichtlich ihres Blutdrucks gut im Auge behalten werden.
Was können Angehörige bei Betreuungsbedürftigkeit tun?
Bei kleineren Unfällen oder akuten Beschwerden würde Herr Schobeß zu Mitteln aus dem Haushalt greifen, um erste körperliche Beschwerden zu lindern. Der Gang zur Apotheke oder dem Hausarzt legt er ebenfalls nahe. In jedem Fall sollten Sie ein ruhiges Gespräch führen – zwar nicht über mögliche Konsequenzen, aber eventuell über die Schwierigkeiten oder Beschwerden an sich. Wenn Gedächtnisverluste eintraten, „sollten Sie mit der Person eingehend reden und ihr die wichtigsten Grundlagen in Erinnerung rufen“, so Schobeß.
Überzeugen Sie den älteren Angehörigen bei andauernder Vergesslichkeit, gemeinsam zum Arzt zu gehen, um eine mögliche Demenz auszuschließen. Schobeß warnt aber: „Nur in Absprache und niemals gegen den Willen der betroffenen Person!“ Um über konkrete Veränderungen und Verbesserungen des alltäglichen Lebens des Seniors zu sprechen, sollte bald eine Art Familienrat einberufen werden. „Die betroffene Person sollte sich am jeweilig gewählten Ort wohl fühlen“, so Schobeß.
Betreuung & Pflege planen
Im nächsten Handlungsschritt sollten die jüngeren Verwandten bedenken, wie sie eine Versorgung oder Pflege der betroffenen Person sicher stellen können – gerade, wenn sie selbst zu weit weg wohnen. Christian Schobeß weiß, es gibt nur zwei Möglichkeiten, wenn der Senior zuhause bleiben will: Entweder, jemand aus der Familie zieht um und zu ihm oder eine Betreuungsperson bzw. Pflegefachkraft wird beauftragt. Letzteres hängt natürlich auch von der Sympathie und den Finanzen ab.
„Wenn mehr Pflegeaufwand nötig wird“, ergänzt Frau Brockmeier, „kann auch über die Beantragung eines Pflegegrades nachgedacht werden. Beispiele hierfür wären die Hilfe beim Waschen und Anziehen oder die Überwachung der Medikamenteneinnahme.“ Der Hausarzt kann hierfür Gradmesser festmachen. Wenn er meint, es bedarf der besonderen Pflege, ist die Familie mit einem Antrag auf einen Pflegegrad gut beraten.
Weitere Infos zum Thema und Hilfe bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit finden Sie u.a. beim Bundesgesundheitsministerium.
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