Spielzeugfreier Kindergarten

Spielzeugfreier Kindergarten

Kreativität und Spaß ganz ohne Spielzeug

Das Projekt des spielzeugfreien Kindergartens soll die eigene Kreativität der Kinder in den Mittelpunkt rücken und die persönlichen Ressourcen fördern und stärken.

Ursprung des Konzepts: Spielzeugfreier Kindergarten

Der spielzeugfreie Kindergarten existiert seit 1992, ursprünglich als Projekt zur Förderung der Lebenskompetenz der Kinder. Das Konzept entstand aus den gesellschaftlichen Überlegungen , dass das Leben vieler Kinder, sowie der Erwachsenen, zusehends durch eine rationalisierte Gestaltung der Freizeit und verstärktem Konsum strukturiert ist. Dadurch wird verhindert, dass die Kinder eigene Kompetenzen zur Lösung von Problemen entwickeln können.

Freiräume zum eigenständigen Spielen schaffen

Der als Präventionsmodell entwickelte spielzeugfreie Kindergarten soll außerdem möglichen Gefahren einer späteren Sucht vorbeugen. Denn es wird davon ausgegangen, dass die durchgeplante Freizeit und das intensive Konsumverhalten das Suchtverhalten der Kinder fördern. Daher sollen als Gegensatz Freiräume und Möglichkeiten zum eigenständigen Spielen geschaffen werden. Kinder können dadurch neue Erfahrungen machen, zu denen auch das Scheitern oder Versagen gehört. Denn nur aus menschlichen Fehlern können Lernprozesse entstehen und Alternativen gesucht werden.

Im spielzeugfreien Kindergarten stehen dem Nachwuchs daher gezielt Freiräume für Frustrationserfahrungen zur Verfügung, die sich gegen den durchgeplanten Alltag der Erwachsenen richten. In diesem Punkt folgt das Modell den Ansätzen bei „Freinet“ und „Montessori“. Die Reduktion von vorgefertigten Angeboten und Materialien ist hierbei wichtig, den eigenen Gedankengängen und Überlegungen der Kinder wird der Vorrang gegeben. Die Pädagogen lassen sich dabei mit den Kindern auf eine zeitlich begrenzte Situation ein, in der die Lebensweise der Kinder im Vordergrund steht. Somit eröffnen sich neue Erfahrungsräume für die Kinder, in denen sie ihr eigenes Leben reflektieren und anschließend diskutieren können.

Methoden und Ziele des spielzeugfreien Kindergartens

Dem Konzept zufolge lassen gerade die durchstrukturierten Freizeitangebote die Zeit wegfallen, die benötigt wird, um zu sich zu kommen, in sich zu gehen und die eigenen Bedürfnisse zu spüren. Es gibt heutzutage immer weniger Möglichkeiten für Kinder, sich eine Auszeit zu nehmen, um Kraft und neue Energie zu schöpfen und neue Möglichkeiten auszuprobieren. Denn gerade die Zeit zum Nichts-Tun, zum Trödeln und Träumen wird in der rationalisierten Lebens- und Arbeitswelt immer wichtiger für Kinder.

Dafür wird für einen begrenzten Zeitraum auf das Spielzeug und die vorgefertigten Strukturen der Erwachsenen verzichtet. Das Konzept verbannt Puppen, Bausteine oder Schaukeln also nicht vollständig. Das erklärte Ziel des Konzeptes ist die Anregung der Phantasie und der Kreativität der Kinder. Dafür darf der Nachwuchs auch eigene Materialien und Werkzeuge mitbringen, um Ideen zu realisieren. Deshalb machen die Erzieher auch keine Vorschläge oder Angebote, um den Gruppenalltag zu gestalten, sondern überlassen dies vollständig den Kindern.

Dazu gehört auch eine Vorbereitungsphase, in der die Sprösslinge schrittweise an die Zeit ohne Spielzeug heran geführt werden. Üblich sind vier Wochen, in denen nach und nach jegliches Spielzeug entfernt wird. In dieser Zeit machen die Erzieher keine Vorschläge oder Angebote an die Kinder zur Gestaltung des Gruppenalltags. Des Weiteren werden die Erzieher durch Fachkräfte begleitet, die sie praxisnah beraten.

Einbezug der Eltern als wichtiger Bestandteil

Die Erzieher beobachten die Kinder während der spielzeugfreien Zeit und halten die sozialen Prozesse auf Auswertungsbögen fest. Wenn die Eltern und die Kinder zustimmen, wird der Kindergartenalltag auf einer Videokamera festgehalten. Denn die Einbindung der Eltern ist ein wichtiger Bestandteil des Konzepts. Dafür werden spezielle Elternabende und Einzelgespräche durchgeführt, an denen sich die Eltern über das Modell informieren können. Das Hinzuziehen der Großeltern kann sich ebenfalls als sinnvoll erweisen, zum Beispiel um auf die Spielideen ihrer Generation einzugehen.

Die Kinder sollen dadurch ihre persönlichen Bedürfnisse entdecken und mehr Entscheidungsspielraum erhalten. Im Vordergrund steht der Einfallsreichtum für neue Spiele, die Förderung des handwerklichen Geschicks, andere Kinder mit eigenen Ideen zu begeistern und schließlich neue individuelle Stärken und Schwächen an sich zu entdecken. Da auch eventuell einsetzende Langeweile bei den Kindern möglich ist, müssen die Erzieher darauf vorbereitet sein und sich im Vorfeld darüber Gedanken machen, wie diese Situation zu lösen ist und Langeweile bei Kinder vorzubeigen ist. Deshalb ist es notwendig, die Kinder vor der Umsetzung in das Projekt miteinzubeziehen und sie keinem abrupten Übergang auszusetzen, sondern sie an eine langsame Veränderung der Bedingungen heranzuführen.

 

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